Oxara engagiert sich für die Bau-Zukunft

Bau des Pavillon MANAL: eine Kombination aus einem jahrtausendealten Baumaterial
und modernen industriellen Baupraktiken. (Bild: Oxara)

Die Vision von Oxara ist es, nachhaltige Bauprodukte und Baupraktiken zu fördern und dadurch weltweit bezahlbaren Wohnraum zu ermöglichen. Das zeigt sich am Bau des Pilotprojektes «Pavillon MANAL» auf dem Gelände der Hochschule Luzern derzeit besonders gut. Das Wort «Oxara» stammt übrigens aus dem togolesischen – was die Muttersprache von Co-Gründer Gnanli Landrou ist – und bedeutet Gemeinschaft.

Die Fachpublikation «Baurundschau» hat sich mit Leonie Isler - Leiterin Kommunikation und Nachhaltigkeit Oxara – unterhalten. Die Klimastiftung Schweiz darf freundlicherweise das Gespräch hier wiedergeben.

Oxara ist es gelungen, auf der Basis von Lehm einen zementfreien Baustoff herzustellen. Welche Chancen generiert dieses neue Material für die Bauindustrie?

Leonie Isler: Die zementfreien Zusatzmittel von Oxara erlauben es, lehmhaltige Materialien wie Erdaushub oder Filterkuchen aus Kieswaschanlagen wiederzuverwenden, anstatt sie zu entsorgen respektive zu deponieren. Durch diesen Re-Use entsteht eine Kombination aus einem jahrtausendealten Baumaterial und modernen industriellen Baupraktiken. Das Ergebnis ist ein regionales, klimafreundliches und zirkuläres Baumaterial, welches im Einklang mit modernen Nachhaltigkeitszielen steht. Da kein Zement verwendet werden muss, können Baustoffe (Beton und gepresste Blöcke) mit geringen CO2- Emissionen hergestellt werden, die die Kreislaufwirtschaft unterstützen.

Stellen die Produkte von Oxara somit eine Alternative zu konventionellen Materialien wie zementbasiertem Beton und Backsteinen dar?

Leonie Isler: Ja, absolut. Obwohl der Einsatz von herkömmlichem Beton nach wie vor seine Berechtigung hat, gibt es dennoch zahlreiche Anwendungen, die durch Oxarabasierte Baustoffen ersetzt werden können, um Emissionen, Energie und primär Ressourcen zu sparen.

Von der Theorie zur angewandten Praxis– das von Oxara initiierte MANAL-Projekt dient als entscheidender Validierungsschritt, um Baustoffe basierend auf der Oxara-Technologie im industriellen Massstab eins zu eins zu testen. Der Baustart des Pavillons auf dem Campus der Hochschule Luzern war Ende Mai 24, die Fertigstellung ist auf Ende 2024 datiert. Entsprechen die bisherigen Bauetappen den Erwartungen oder gab es unvorhergesehene Komplikationen?

Bau des MANAL-Pavillon auf dem Gelände der
Hochschule Luzern.
(Bild: Oxara)

Leonie Isler: Ein Innovationsprojekt beinhaltet immer unvorhergesehene Überraschungen. Bis jetzt konnten aber für alle Herausforderungen Lösungswege gefunden werden dies vor allem dank der aktiven Unterstützung des MANAL-Partner-Ökosystems, die wir uneingeschränkt als Bereicherung empfinden. Auch bereitet es uns grosse Freude mitzuerleben, wie engagiert alle Beteiligten sind.

Für das MANAL-Projekt konnten renommierte Partnerfirmen gewonnen werden. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Leonie Isler: Mit einigen der Projektpartner arbeiten wir bereits seit längerer Zeit zusammen (Kibag, Marti, Waltgalmarini, Terrabloc), sie sind beim MANAL-Projekt von Anfang an mit dabei.

Schon früh konnten wir die Stadt Zürich, das BAFU sowie Swiss Prime Site nicht nur von dem Projekt überzeugen, sondern erhielten auch finanzielle Unterstützung von ihnen. Die HSLU stellte für das Projekt das Gelände zur Verfügung und war uns das Design betreffend und im Aufführungsprozess eine grosse Unterstützung. MANAL ist kein herkömmliches Bauprojekt, was durch das grosse, interdisziplinäre Partnerschafts-Ökosystem und dessen Engagement widergespiegelt wird.

Die grossen Player der Bauindustrie scheinen mittlerweile auf Innovationen im Bereich Baustoffe zu setzen, um mit ökologisch nachhaltigeren Gebäuden die Klimaziele zu erreichen. Wie offen sind dafür Architektinnen und Architekten, Ingenieurinnen und Ingenieure sowie Bauherrschaften?

Leonie Isler: Das Interesse sowie das Bewusstsein wächst, denn wir alle wollen die Netto-Null-Klimaziele erreichen und den Fussabdruck der Bauindustrie verkleinern. Vor allem, weil wir in der Bauindustrie einen enormen Einfluss bewirken können, damit ein riesiges Potenzial an Chancen genutzt werden kann. MANAL veranschaulicht der Industrie, Architektinnen und Architekten, Ingenieurinnen und Ingenieuren und Bauherrschaften, dass alternative Baustoffe basierend auf der Oxara-Technologie funktionieren und bereit dazu sind, in zukünftigen Projekten angewendet zu werden. Ausserdem zeigt das Projekt, dass die nötigen Partner an Bord sind, um diese Baustoffe zu produzieren und zu verbauen.


Leonie Isler: "Ein Innovationsprojekt beinhaltet immer unvorhergesehene
Überraschungen." (Bild: Klimastiftung Schweiz)

Neben den Zusatzmitteln, welche die Herstellung von Lehmbaustoffen ermöglichen, wird demnächst das vierte Produkt von Oxara auf den Markt gebracht. Was ist neu an diesem Produkt?

Leonie Isler: So einiges! Oxarcrete Oulesse® ist das erste Bindemittel, das basierend auf der Oxara-Technologie hergestellt werden konnte. Gleichzeitig ist es unser erstes Produkt, das es ermöglicht, Mischabbruch im Bindemittel wiederzuverwenden. Der resultierende CO2-arme Oulesse®-Beton kann in diversen Applikationen wie tragenden Wänden, Unterlagsböden oder Terrazzoböden verwendet werden. Die Herstellung des Oulesse®-Betons ist identisch mit der von herkömmlichem zementbasiertem Beton und ist im Gegensatz zu Lehmbaustoffen wasserresistent.

→ Der Originaltext ist erstmals erschienen in der «Baurundschau». Die Klimastiftung Schweiz bedankt sich für die kostenfreie Übernahme.

Oxara bedeutet "Gemeinschaft" in der togolesischen Muttersprache von Co-Gründer Gnanli Landrou.'s (rechts), hier mit Roger Vogel von der Klimastiftung Schweiz.
(Bild: Klimastiftung Schweiz)

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