Von der «Tüftlerfirma» zum selbstbewussten KMU
Aus Abfall mach Kunststoff. Das Zürcher KMU FluidSolids produziert eine nachhaltige Alternative zum petrolpasierten Kunststoff – und leistet gleichzeitig einen wesentlichen Beitrag zur Lösung der globalen Plastikmüll-Problematik. Das Unternehmen, das 2015 auch von der Klimastiftung Schweiz gefördert wurde, etabliert sich immer stärker am Markt.
"Wir waren eine kleine Tüftlerfirma”. Als Beat Karrer im Jahr 2011 das Startup FluidSolids ins Leben ruft, steht Vieles noch in den Sternen. Die Geschäftsidee: Abfall so aufbereiten, dass er als Wertstoff wiederverwendet werden kann. Denn in der Industrie fallen diverse Reststoffe an: Zum Beispiel Nussschalen, Holzfasern, Brauereiabfälle, Karton, Baumwolle, Papier. Die Entsorgung dieser Reststoffe ist für viele Firmen ein grosser Kostenpunkt. Genau hier will FluidSolids ansetzen, indem es die Reststoffe dank innovativster Technologie verwertet und in hauskompostierbare Biokomposite umwandelt: In eine Art Biokunststoff also, mit dem sich im Vergleich zum herkömmlichen, petrolbasierten Kunststoff bis zu 80 Prozent CO2 einsparen lassen.
Anspruchsvolle Umsetzung
Vorgesehen ist zunächst, aus Industrieabfällen Granulat zu produzieren und dieses wie normalen Kunststoff zu verkaufen. Die praktische Umsetzung stellt das junge Unternehmen dann aber vor eine Herausforderung. Es bleibt ungewiss, was mit dem neu entwickelten Granulat genau anzufangen ist: “Wir hatten ein Material, das im Labor und auf der Testanlage funktionierte. Aber wir konnten es nicht recht verorten”, so FluidSolids-Gründer Beat Karrer. “Wir wussten noch nicht, was mit dem Material genau hergestellt werden könnte, geschweige denn, ob es dafür einen Markt gibt”.
Rückenwind durch die Klimastiftung Schweiz
2015 wendet sich FluidSolids an die Klimastiftung Schweiz. Der Förderantrag, den das damals dreiköpfige Team stellt, wird angenommen. Gut 60’000 Franken erhält das junge Zürcher Unternehmen, um sein Granulat auf Herz und Nieren zu prüfen und zu zertifizieren. “Mit den Fördergeldern konnten wir wichtige Studien durchführen, um herauszufinden, ob unser Material tatsächlich so nachhaltig ist, wie wir angenommen hatten.” Es stellt sich heraus: Das ist es.
Hilfe für die Abfallprobleme grosser Firmen
Seither ist viel passiert: 2016 baut FluidSolids die erste Pilotanlage für die Granulat-Produktion in Zürich-Altstetten auf, Forschung und Entwicklung werden stark ausgebaut, das Team wächst auf insgesamt neun Personen an. Heute steht FluidSolids an einem ganz anderen Punkt: Die “kleine Tüftlerfirma” von damals hat sich in ein selbstbewusstes und eigenständiges KMU mit grosser Forschungs- und Entwicklungsabteilung entwickelt. Dabei setzt das Unternehmen auf zwei Pfeiler: Einerseits hilft FluidSolids Grossunternehmen dabei, ihre Abfallprobleme zu lösen. Das KMU bringt seine Technologie zu den Firmen, baut vor Ort eine Verwertungsanlage auf und wandelt die anfallenden Industrieabfälle nach spezieller Rezeptur in Biokomposite um. Ein aufwändiges Unterfangen mit Anfangsinvestitionen, aber ein klares Bekenntnis zu mehr Nachhaltigkeit – verschiedene grosse Firmenkunden stehen deshalb bereits in den Startlöchern. Der zweite Pfeiler beinhaltet die Produktion von Kunststoffteilchen aus dem FluidSolids-Granulat: Elektronikbauteile zum Beispiel. Oder Warenhänger für das Schweizer Textilunternehmen Dilly Socks, das seine farbenfrohen Socken neuerdings über nachhaltige Bügel aus FluidSolids-Biokomposite hängt.
“Ohne Qualitätseinbussen können wir unseren Ökologischen Fussabdruck verringern, reduzieren den Einsatz von Plastik und werten unser Produkt auf. Was will man mehr?“, heisst es von Sean Pfister, Co-Gründer von Dilly Socks. Eine Zusammenarbeit, die einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Kreislaufwirtschaft in der Schweiz leistet. Und eine Erfolgsgeschichte, die aufzeigt, was sich aus einer Anschubfinanzierung der Klimastiftung Schweiz entwickeln kann.
Bilder: FluidSolids AG
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