Energiekrise: Biokraftstoff als Lösungsansatz
Die für diesen Winter erwartete Energieknappheit beunruhigt die Bevölkerung. Ein möglicher Gas-Engpass könnte zu Heizausfällen führen oder Unternehmen und deren Produktion einschränken. Es sind Lösungen für mehr Unabhängigkeit bei der Energieversorgung gefragt. Ein möglicher Ansatz: Biogas. Aus organischen Abfällen, Pflanzenresten, Mist und Gülle wird lokale und weitgehend CO₂-neutrale Energie gewonnen, die zum Heizen oder Betanken von Fahrzeugen verwendet werden kann.
Gelöst wird die Energiekrise dadurch zwar noch nicht, aber Biogas bzw. Biokraftstoff könnte längerfristig zumindest Teil der Lösung sein. Immer mehr Unternehmen entwickeln vielversprechende Lösungen in diesem Bereich. Die Klimastiftung Schweiz unterstützt sie dabei.
Wie entsteht Biogas?
Biogas entsteht durch Vergärung. Organisches Material, zum Beispiel Bioabfall, Tiermist oder Grünschnitt, wird dabei in feuchter Umgebung und unter Luftabschluss mikrobiologisch abgebaut. In Biogasanlagen wird ein kontrollierter biologischer Zersetzungsprozess hervorgerufen. Dabei wird das organische Material hauptsächlich in Wasser, Kohlendioxid, Methan und einige weitere Bestandteile umgewandelt. Aus einer Tonne Abfall können zwischen 25 und 300 m³ Biogas gewonnen werden, das dann anderweitig ins Netz eingespeist werden kann. Auf diesem Gebiet ist die Schweiz Vorreiterin: Bereits 1997 wurde hierzulande das erste Mal aus Grünabfall hergestelltes Biogas ins Gasnetz eingespeist – eine Weltpremiere.
Eines dieser Unternehmen ist die Firma Duttwiler Energietechnik. Das KMU mit Sitz in Zürich gewinnt Biogas aus organischen Abfällen. Damit können fossile Brennstoffe wie Diesel, Benzin und Erdgas ersetzt werden. Bei der Biogas-Herstellung bleibt zudem ein Gärungsrückstand zurück, der in der Landwirtschaft als Dünger zum Einsatz kommt.
Ein weiteres Beispiel ist fahrBiogas in Frutigen BE. Die Genossenschaft betreibt Frutigens erste Biogastankstelle, die 2020 unter anderem mit Unterstützung der Klimastiftung Schweiz eröffnet wurde. Ihre Mission: "Wir fördern Biogas in der Mobilität, um fossile Treibstoffe zu ersetzen. Für die Umwelt, für eine bessere Luftqualität und für die lokale Wirtschaft." Ziel ist es, die Verkehrswende und die Energiewende schneller voranzutreiben.

Auch Familie Müller aus Thayngen SH verkauft Biogas aus der Zapfsäule – und zwar direkt ab Hof. Es handelt sich dabei um die schweizweit erste Biogastankstelle auf einem Bauernhof: „Mit unserer Anlage verwerten wir sowohl die auf unserem Hof anfallende Gülle und den Mist, als auch organische Abfälle aus der Region sinnvoll weiter“, erklärt Andrea Müller. Der Familienbetrieb kann dadurch seine Felder mit einem erneuerbaren Kraftstoff bewirtschaften, der sich nicht negativ auf das Klima auswirkt. Der gesamte Energiebedarf des Hofes (Strom, Heizung, Treibstoff) wird aus sauberen, erneuerbaren Quellen gedeckt.

Die Klimastiftung Schweiz hat das Potential von Biogas früh erkannt. Schon vor der Energiekrise hat die Stiftung zahlreiche lokale und innovative Biogasprojekte unterstützt. So wurden bis 2020 bereits elf solcher Projekte mit einem Betrag von insgesamt 782‘000 Schweizer Franken gefördert. "Wir erhalten immer mehr Anträge für Biogasprojekte", freut sich Geschäftsführer Vincent Eckert. "Mit der Wiederverwertung von organischen Abfällen als Brenn- oder Treibstoff schließt sich der Kreislauf. Unser langjähriges Engagement in diesem Bereich trägt Früchte!"
Auch zwei Biokraftstoff-Projekte aus dem Tessin erhalten eine Förderung der Stiftung: Caminada Energy Technologies ersetzt Ölheizungssysteme und das Unternehmen Oekokraft beheizt Gewächshäuser mithilfe von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, die mit flüssigen und biogenen Kraftstoffen betrieben werden. Hergestellt werden diese biogenen Kraftstoffe aus Fetten und Ölen, die in der Landwirtschaft und der Nahrungsindustrie als Abfall anfallen.
Über die Klimastiftung Schweiz
Klima schützen. KMU stärken. Nach diesem Motto unterstützt die Klimastiftung Schweiz Projekte kleiner und mittlerer Unternehmen, die einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Die Stiftung hat seit ihrer Gründung 2008 Förderungen in der Höhe von 35 Millionen Franken für über 2'100 KMU in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein gesprochen.